Sunday, June 21, 2009

17 Freiraum Symposium in Futtsu (Japan)




With the participation of the following artists:

Shigeru Abe (Japan)
Matsunaga Ko (Japan)
Otilia Martín (Spain)
Masaru Makii (Japan)
Erich Novoszel (Austria)
Attila Piller (Hungary-Austria)
Shigeru Takemura (Japan)
Juanma Vidal (Spain)

Wednesday, April 22, 2009

16 Freiraum Symposium, an overview


The 16 Freiraum Symposium took place since 4 to 13 April of 2009, in a little paradise called Friedrichshof, near the border between Austria an Hungary. An exhibition of the works produced during de symposium will be held in the Sammlung Friedrichshof Museum since 13 April to 26 June.

Artists of the 16th Freiraum Symposium:

Hüseyin Isik (Turquía)
Tina Stöger (Austria)
Juanma Vidal (España)
Denis Vingtdeux (Francia)
Before and after de symposium some of the artists spent a few nights at Josef Bernhardt's studio in Forchtenstein:

Juanma, Denis, Michiko, Tina, Molly, Josef and Gracia the first night in Forchtenstein


In Friedrichshof the artists found some materials for his works in an inorganic garbage dump:


Time for a rests in front of Hüseyin's studio:


Molly at work:


Denis at work:


Tina at work:



Part of Friedrichshof venue:

TV and press paid some visits to the artists:

A campfire one of the nights:

Michiko at work:


"Friedrichshof's Tree", performance by Gracia Iglesias:


Juanma explains the meaning of his work to Ami and the artist Teresa:


Hüseyin's work and model:


Ami, the manager of the Friedrichshof's Museum, with Josef Bernhardt:


Photos by Gracia Iglesias, Juanma Vidal and Michiko Totoki

Article in a newspaper of Burgenland

KURIER - Sunday 12th April 2009
Chronik - Pages 14 & 15

Performance de Gracia Iglesias "Ich bin glücklich (I'm happy)"


Sunday, April 19, 2009

Introduction to the 16 Freiraum Symposium by the art critic Philipp Maurer

OPENING SPEECH FOR THE EXHIBITION

Freiraum-Symposion, Auf neuen Wegen“ Friedrichshof, 5.-13.4.2009
Eröffnungsrede von Philipp Maurer

„Freiraum“ schafft seit 1993 Arbeits- und Kommunikationsbedingungen für KünstlerInnen, die ihnen ermöglichen, sich als gemeinsame Gruppe zu erleben, im dynamischen Prozess Erfahrungen auszutauschen und über sich und ihre Kunst selbst viel zu erfahren. Während des heurigen Symposions im Friedrichshof im Burgenland unter dem Motto „Auf neuen Wegen“ entstanden Arbeiten, die sich vor Ort, mit dem Ort und aus dem Ort entwickelten. Das vom Veranstalter Josef Bernhardt zur Verfügung gestellte Material waren der Müll aus der nahen Mülldeponie, der Sperrmüll aus der Sperrmüllsammlung in Zurndorf und die Geschichte und das Flair des Friedrichshofes.

Jeglicher Müll ist als Einzelstück das Relikt einer Geschichte, als Gesamter ist der Müll das Relikt einer Gesellschaft, in unserem Fall einer Gesellschaft in der ökonomischen, politischen und vor allem sozialen Krise. Die Suche nach „Neuen Wegen“, auf die sich die SymposionsteilnehmerInnen aus 5 Ländern begeben, kann nur im Müll erfolgreich sein, denn die bisherigen Wege, Neues zu suchen, unterlagen der kapitalistisch-ökonomischen Zweckrationalität und führten zu genau den Müllbergen, auf dem die KünstlerInnen und wir alle nun sitzen. Aus der Vergangenheit des Mülls, aus den Geschichten, die er erzählt, lernen die Künstlerinnen für ihre Suche und für sich selbst und bieten uns, den BetrachterInnen der entstandenen Arbeiten, Interpretationsvorschläge an. Die BetrachterInnen sind aufgefordert, Meinungen, Ansichten, Urteile zu übernehmen, die mit ihrer bisherigen Weltsicht kompatibel sind oder sich darauf einzulassen, bisherige Sichtweisen über Bord zu werfen. Müll und Kunst ermöglichen, aus sinnlichen Erfahrungen zu lernen.

Die US-Amerikanerin Molly Ackermann, die in ihrer Jugend in der liberalen New Yorker Kunstszene gelebt hat, grub im Friedrichshof zahlreiche Jugenderinnerungen aus. Ihre Objekte verbildlichen die österliche und ortsbezogene, im gruppendynamischen Prozess geförderte Auferstehung früherer Erlebnisse, das Wortspiel „Reserection“ im Werktitel gibt wichtige Hinweise. Das zentrale Objekt der Gruppe zeigt einen Frauenkopf und eine Kinderpuppe auf einem Dreifuß. „Ein glühnder Dreifuß tut dir endlich kund / Du seist im tiefsten, allertiefsten Grund“, erläutert Mephisto, als er Faust zu den Müttern hinabschickt, den Schlüssel zu holen. Dieser Dreifuß, vermutlich die älteste Form, etwas fest zum Stehen zu bringen, findet Verwendung von der griechischen Mythologie bis zum Melkschemel der Bäuerin.

Etliche Fundstücke, für die Molly Ackermann keine ästhetisch befriedigende Verwendung fand, verpackte sie gemeinsam mit der österreichischen Künstlerin Tina Stöger. Diese und andere Arbeiten Stögers machen das Verpacken als Verstecken, um zu entdecken, erfahrbar. Das Geheimnis der Verpackungsobjekte bleibt als Beunruhigung im Raume stehen.

Beunruhigungen, Störungen, die auf Lösung, auf Befreiung drängen, sind das Handlungsfeld der Schamanen, die aus Wünschen und Ängsten Welterklärungen gewinnen. Die spanische Poetin und Performance-Künstlerin Gracia Iglesias ist diesen Weg mit ihrer Performance, die als Video in der Ausstellung zu sehen ist, nachgegangen. Sätze der KünstlerInnen, in denen sie ihren momentanen Zustand charakterisierten, montierte sie auf einem verdorrten Christbaum und stellte ihn ins Feuer. Die Wünsche werden im Feuer gereinigt und befreit. Das Relikt, der angekohlte Baum mit einigen verbliebenen Satzfetzen, ist Totem und Denkmal zugleich, ein Erinnerungsstück an psychische Prozesse

Von Naturprozessen in unserem Psycho-Haushalt erzählt die Japanerin Michiko Totoki. Ihre Installation dient als Set für ein Video: rund um die statische Stadtlandschaft aus Verpackungsstyropor fließendes Wasser symbolisiert den Neurotransmitter Dopamin, der in unserem Hirn bei allen geistigen Aktivitäten mitspielt. Rund um die Müll-Landschaft wird Vitales sichtbar, das den Müll zur Statistenrolle degradiert, denn unsere Aufmerksamkeit richtet sich nicht primär auf das Styropor, sondern auf das Fließende: panta rhei.

Eine persönliche Verortung in Kreuzform zeigt der Spanier Juanma Vidal. Sein Kreuz mit den vier gleich langen Armen symbolisiert die vier Himmelsrichtungen, die aber namenlos bleiben, denn wer wo ist, wird vom eigenen Standpunkt bestimmt. Sich selbst erlebt der Betrachter in den vier kleinen Hohlspiegeln an den Endpunkten der Kreuzesarme. Juanma Vidal greift mit seiner Kreuzform alte Bildsymbole auf – von der Urgeschichte bis zum Christentum und führt sie in einen neuen Zusammenhang. Denn in der Mitte des Kreuzes, im Schnittpunkt der Arme, steht das Tantra für den langen, langsamen, lebenspendenden Atem OM. Dass dies auch auf den Namen Otto Mühl verweist, erfuhr Vidal erst später. Und sah dann, noch einen Tag später, darin auch den Apell an die BesucherInnen der Ausstellung: „Open Mind“. Das Zeichen entwickelt seine Bedeutung mit dem Ort und den Umständen.

Auch die Kunstwerke von Dennis Vingtdeux verdanken sich dem Ort und dem Motto: aus Müll fertigte er drei überdimensionale Maschinenpistolen. Durch ihr Gewicht taugen sie nicht einmal mehr als Kinderspielzeug. Aber sie taugen dazu, uns vor Augen zu führen, dass die echten, funktionstüchtigen Maschinenpistolen immer noch nicht auf dem Müll gelandet sind. Um auf neuen Wegen zu gehen, muss man die alten verlassen.

Demselben Friedensthema widmet sich der in Österreich lebende türkische Kurde Hüseyin Isik. Seine Tauben, in einer dem Holzschnitt ähnlichen Technik aus Pappe herausgeschnitten, verweisen auf die Friedenstaube, die göttliche Taube und die Taube, die Noah einen Palmzweig brachte und ihm damit ankündigte, dass sein Elend als Flüchtling nun vorbei sei. Die drei Bilder sind Teil einer fünfteiligen Installation. Die Teile gefüllte Wasserschüssel und Körnerfutter gehören dazu und tragen in sich die Aufforderung, die Taube in ihrer Aufgabe als Friedensbringerin zu unterstützen.

Aus dem Tod der Vögel, die vogelfrei unter dem Himmel leben, schafft Josef Bernhardt seine Vogeldrucke. Einen Waldkauz und ein Rotkehlchen fand er nahe dem Friedrichshof und druckte sie in einer Serie ab. Die Abdrucke der nur einmal eingefärbten Vögel wurden im Laufe der Serie immer blasser, filigraner, durchsichtiger, bis nur mehr ein zarter Hauch verblieb. Mit dieser Methode erhebt Josef Bernhardt die Vögel zu neuem Leben in der Kunst, überwindet ihren Tod, indem er die Vögel in unserer sinnlichen Anschauung auferstehen lässt. Womit sich der Kreis des Symposions schließt und uns Molly Ackermanns Objekt wieder bei unserer eigenen Vergangenheit anlangen lässt.

Voller Ironie oder besser: voller Zynismus zeigt uns Bernhardt abschließend einen praktischen Ausweg aus der Krise: die Druckwerke der Bank of Birds, gestempelt mit Kartoffeldruck, führen die Suche nach neuen Wegen kurzfristig aus der Ernsthaftigkeit ökonomischer und psychischer Realitäten heraus.

16 Freiraum Art Symposium in Friedrichshof (Austria)